Tach zusammen!
Ich lese hier schon seit einigen Wochen mit und verfolge interessiert die Entstehung Eurer Fanszene.
Das Engagement, das einige von Euch an den Tag legen, ist wirklich beeindruckend und ich hoffe, dass Ihr auch bei anfänglichen Misserfolgen den Kopf nicht hängen lasst und weiterkämpft.
Mir ist bewusst, wie leicht es ist, einfach als Kind von den Eltern (in meinem Fall die Mutter!) ins Stadion mitgenommen zu werden und mit den Jahren in bereits bestehende Fanstrukturen reinzuwachsen, ohne großartig Zeit zu investieren.
Allerdings sind die neidischen Blicke auf Sankt Pauli für mich nicht immer ganz nachvollziehbar: Auch wir haben Probleme, im Stadtteil findet ein sozialer Umbruch statt (ärmere Bewohner können die hohen Mieten im neuen Szeneviertel nicht mehr zahlen) und der Verein wird mehr und mehr kommerzialisiert.
Mit der neuen Südtribüne haben wir so genannte „VIP-Logen“ bekommen, seitdem tummeln sich auf den Parkplätzen Porsches, Masaratis und ähnliche Scheiße.
Zudem befürchte ich, dass Eure Erwartungen bezüglich der Stimmung bei uns überhöht sind, schließlich fahren z.B. auswärts relativ wenige Fans aus Hamburg mit. Den Großteil unserer Auswärtsblöcke stellen Menschen, die in der Nähe des Spielortes leben, sich politisch links orientieren und unseren FC deshalb „kultig“ genug finden, um sich mal ein Fußballstadion von innen anzuschauen.
Meist stehen diese Menschen dann mit ihrem Bier in der Hand herum und schweigen neunzig Minuten lang, weil sie keinen einzigen der Gesänge kennen.
Verglichen mit Euren Problemen sind die oben genannten Punkte natürlich Jammern auf extrem hohen Niveau, aber wenn ich manchmal mal wieder über unseren magischen FC und seine Entwicklung nachdenke (was ich viel zu oft tue), stelle ich mir vor, wie geil es wäre, von Anfang an dabei gewesen zu sein und den ganzen Werdegang miterlebt zu haben.
Diese Chance habt Ihr, in einigen Jahren könnt Ihr Euren Enkeln auf dem Sofa oder den jüngeren FCI-Fans in der Kneipe mit leuchtenden Augen davon erzählen, wie es damals war, in den jungen Jahren des Vereins. Wie es den ersten Fanbus zu einem Zweitligaauswärtsspiel gab und es mit der Zeit immer mehr wurden.
Ihr könnt dann berichten von Rückschlägen und Erfolgen, vor allem aber davon, wie Ihr Euch nicht habt aus der Bahn werfen lassen und immer weiter Euer Ziel verfolgt habt.
In der Hoffnung, nicht allzu kitschig geklungen zu haben, wünsche ich Euch bei dieser Mission alles Gute.
You’ll never walk alone!